24. NOVEMBER 2023 – REGIEHOSPITANTIN! MEINE EINBLICKE IN EINE THEATERPRODUKTION – TEIL 2
Tag 34 – Montag, der 20.11.2023 / Premiere:
Bereits nach dem Aufstehen bin ich aufgeregt. Ist es Lampenfieber? Kann eigentlich nicht sein, ich stehe ja selbst nicht auf der Bühne. Wird alles glatt laufen? Endlich wird ein Monat Arbeit offiziell präsentiert!
Als ich gegen 17:30 Uhr das Theater betrete, scheint es noch nicht so, als würde in zwei Stunden Premiere sein. Zwar werden Getränkekisten sowie Gläser von A nach B transportiert und Tische eingedeckt, aber das alles geschieht (noch) in einer Seelenruhe, die in den nächsten Stunden schwinden wird. Nach einem letzten Soundcheck werden Premierengeschenke ausgetauscht, die für den heutigen Tag Tradition sind. Eine weitere und die wohl wichtigste Tradition vor einer Premiere ist das „Toi! Toi! Toi!“. Das dreimalige „Spucken“ über die linke Schulter des Gegenübers darf immer erst am Premierentag geschehen, wenn die Darsteller bereits im Kostüm sind. Und niemals danach bedanken, sonst wird die Glücksformel wieder aufgehoben!
Nach und nach wird es im Theater voller und zwischen den Mitarbeitern, prominenten Persönlichkeiten und meiner Familie laufe ich umher. Naja, quetsche ich mich umher. Denn Premiere heißt volles Haus, was ich erst so richtig realisiere, als ich selbst im Saal sitze.
Dann geht es endlich los! Ich muss diesmal nicht die Länge des Stückes stoppen oder Kritik der Regisseure notieren, sondern kann die Premiere genießen. Nach viel Zwischenapplaus und Gelächter geht die höchst gelungene Vorstellung zu Ende und ehe ich mich versehe, stehe ich selbst auf der Bühne, verbeuge mich mit Rose in der Hand und kann meine Augen kaum offenhalten, da das Licht so hell ist. Ich genieße den Moment sehr und bin von den Umarmungen und Glückwünschen hinter der Bühne ganz überwältigt. Plötzlich wird mir klar, dass diese intensive Probenzeit, in der sich täglich gesehen und zusammengearbeitet wurde, nun zu Ende ist. Immer die Erste auf der Probebühne sein, das Bühnenbild und Requisiten neu auf- und abbauen, die Ohrwürmer nach einem Probentag, die Menschen, die ich kennenlernen durfte – all das werde ich sehr vermissen.
Danke für diese schöne Zeit!
SCHLUSSFOLGERUNGEN
Lieblingssnack auf der Probebühne: FinnCrisp „Rustikal“ (ein hauchdünnes, pikant gewürztes Knäckebrot) mit Frischkäse
Lieblingssatz des Regisseurs: „Ihr seid geschützt!“
Lieblingswörter der Schauspieler, wenn sie ihren Text vergessen haben: „Was sage ich?“, „Text!“, „Nee, was nochmal?“
Lieblingsregel im Theater, die ich noch nicht kannte: Auf der Bühne und im Saal darf nicht gepfiffen werden Lieblingsbeschäftigung vor der Aufführung: Kleine Botschaften auf dem Büropapier im Bühnenbild hinterlassen
(meine) Lieblingsbeschäftigung vor der Aufführung: Geldscheine in weihnachtliche Motive falten









10. NOVEMBER 2023 – REGIEHOSPITANTIN! MEINE EINBLICKE IN EINE THEATERPRODUKTION – TEIL 1
probebühne
ganz leise, klackert ein stift. ganz schnell, leert sich kaffee.
ganz laut, tönt der weihnachtshit. ganz langsam, fliegt das konfetti.
ganz bald, ist die premiere!
Fröhliche Weihnachten! Und einen Monat zu früh…
Seit Oktober bin ich bereits in Weihnachtsstimmung. Spekulatius, Weihnachtslieder, Lametta, Geschenkpapier mit Weihnachtsmotiven und Lebkuchen – das ist mein Alltag als Regiehospitantin bei „Die Weihnachtsfeier – In der Filiale brennt noch Licht“. Meine Impressionen der ersten Probenphase haben in dem Gedicht „probebühne“ eine lyrische Form bekommen. In zwei Wochen könnt ihr euch dann auf Teil zwei der Reihe „Meine Einblicke in eine Theaterproduktion“ freuen. Viel Spaß beim Lesen!

Mittwoch, der 04.10.2023:
- 15 Uhr: Morgen geht der Probenzeitraum los! Der Regieassistent Karim und ich besprechen, was zu tun ist: Einkaufsliste schreiben, Einkaufen gehen, Textbücher zu der Probebühne tragen
- 20 Uhr: Wir gehen einkaufen und schlagen bei Süßigkeiten, Frischkäse, Hustenbonbons und Kaffee zu – danach wird alles zur Probebühne transportiert und wir fangen an, die morgige Leseprobe vorzubereiten
- Ich lerne, wie man die Technik bedient, Türen auf- und abschließt, Pfand sortiert und die Snacks schön anrichtet
Tag 0 – Donnerstag, der 05.10.2023 / Leseprobe:
- 10 Uhr: In der Probebühne angekommen, wird der gestern erklärte Ablauf von mir verfolgt: Türen aufmachen, Licht an, Fenster auf, Kaffee kochen, „Buffet“ aufbauen
- 11:30 Uhr: Nach und nach erscheinen alle Darstellenden, das Regieteam, die Technik, Dramaturg und Social-Media-Beauftragte sowie Kostüm und Maske ein und es wird sich vorgestellt, kennengelernt und fleißig für Instagram fotografiert
- 12 Uhr: Die Leseprobe beginnt und es wird viel gelacht, in der Pause werden Snacks verzehrt und zum Ende der weitere Probenablauf geklärt – ich räume leere Gläser, Flaschen und Tüten auf
Tag 4 & 5 – Musikproben:
- 9 Uhr: Mein Tag beginnt wie üblich mit der Vorbereitung von Snacks und Getränken – der Musiker des Hauses ist heute mit dabei und probt mit den Darstellenden die Karaokelieder
- 12:30 Uhr: Die Probe beginnt und alle singen nach und nach ihre Songs – ich drucke fehlende Songtexte aus, damit die Lyrics geübt werden können
- 16:00 Uhr: Ich räume noch auf und setze Punsch (heißes Wasser mit blaufärbenden Blüten) für morgen an, damit er rechtzeitig abkühlen kann
Tag 12 – Montag, der 23.10.2023:
- 9:20 Uhr: Zehn Tage nach meiner Seminarfahrt bin ich nun wieder auf der Probebühne und ich muss sagen, dass ich den geregelten Ablauf, das Lachen während der Szenen, die Weihnachtslieder und die Menschen vermisst habe
- Ich helfe beim Vorbereiten der Bühne und lasse mich auf den neuesten Stand bringen: Wie weit sind sie gekommen? -bis zur Pause nach Szene 13- Hat sich etwas geändert? -einige Textpassagen wurden gestrichen, hier und da stehen die Schauspielenden an anderen Positionen-
- 10 Uhr: Zum Probenbeginn lade ich die vom Musiker geschickten Playbacks in eine Playlist hoch und sortiere deren Reihenfolge – so kann ich sie über die Musikanlage abspielen
- 13:15 Uhr: Pause! Ich entsorge leere Flaschen, aufgebrauchte Frischkäse und fülle Tassen, Gläser usw. auf – außerdem helfe ich, die Geschenke einzupacken, markiere die Bühne mit Klebezetteln und wische immer mal wieder Wasserflecken auf der Bühne auf
Tag 14 – Mittwoch, der 25.10.2023:
- 9:10 Uhr: Probenhalbzeit! Ich bin wieder pünktlich am Start und bereite alles für die Probe vor – dabei fällt mir auf, dass unsere Vorräte knapp werden, weshalb ich eine Einkaufsliste schreibe
- 10:20 Uhr: Wir wagen uns heute an einen ersten „Durchlauf“ von Akt 1 – ich stoppe die Zeit und muss darauf achten, bei Unterbrechungen, die es noch häufig gibt, anzuhalten
- 15 Uhr: Der Durchlauf wird nachbereitet, Änderungen werden notiert und Verbesserungen angeführt – der Text für Akt 2 wird das erste Mal gelesen
- Im Anschluss an das Probenende gehe ich einkaufen – nach dem Einräumen der Lebensmittel verlasse nun auch ich endgültig die Probebühne
Tag 17 – Montag, der 30.10.2023:
- 9:00 Uhr: Ich richte letzte Feinheiten auf der Bühne ein und bringe Requisiten in Ordnung, die nicht auf dem richtigen Platz liegen
- 10:15 Uhr: Die Probe beginnt mit Lesen der Szenen und ich aktiviere die Mikros, wenn gesungen wird und steuere das Licht
- weiterhin darf ich heute Statistin für eine Szene sein: Ganz genau achte ich auf mein Kommando die Bühne zu betreten und diene als Anspielpartnerin für die Schauspieler
- 15 Uhr: Nach einem geglückten Durchlauf verlassen alle die Probebühne, ich räume Requisiten weg, sammele Geschenkpapier auf, schiebe Tische, fege und sauge Konfetti auf
Tag 21 – Freitag, der 03.11.2023:
- 9:10 Uhr: Ich bin gespannt, was die erste komplette Durchlaufprobe (Akt 1 & 2) heute mit sich bringt – ich bereite wieder alles vor und es trudeln immer mehr Leute ein: Ton, Technik, Beleuchtung, Dramaturg – alle da!
- 10 Uhr: Pünktlich startet der Durchlauf, ich stoppe die Zeit mit und bin wieder Statistin
- 13 Uhr: Nach dem Durchlauf filme ich die Stellproben einzelner Szenen – somit haben wir Material, um sicherzustellen, dass alle Darsteller richtig stehen
- 14:30 Uhr: Ich helfe, die Requisiten zu sortieren und in Kisten einzuräumen – nächste Woche werden sie ins Theater gebracht – und verlasse die Probebühne bis Mittwoch
Tag 22 – Mittwoch, der 08.11.2023:
- 10:10 Uhr: Heute startet der letzte Tag auf der Probebühne entspannt mit der üblichen Vorbereitung der Verpflegung
- 11:15 Uhr: Wir beginnen mit dem Singen der Lieder und dem Wiederholen der Choreos – ich springe für einen Schauspieler ein und darf mit auf die Bühne
- anschließend gehen wir den gesamten Text des Stückes durch und ich notiere mögliche Änderungen und/oder Kürzungen
- 14:30 Uhr: Die Probe endet und die Probebühne wird bis auf das letzte Glas aufgeräumt – erst nächstes Jahr wird hier wieder geprobt
27. OKTOBER 2023 – ZWISCHEN ABITURSTRESS, LEBENSENTSCHEIDUNGEN UND VORSTELLUNGSGESPRÄCHEN
DREI TIPPS FÜR EIN KENNENLERNGESPRÄCH IM FSJ
„Reden, reden, reden…“
Einen guten Grad zwischen dem Reden und Pausen zu finden ist das A und O, dazu hilft:
- die gestellten Fragen beantworten, trotzdem auch „darüberhinausreden“ und Überleitungen zu neuen Gesprächsthemen schaffen
- erzähle von deinen Interessen, eventuellen bisherigen Berufserfahrungen und/oder stelle Fragen an die Einsatzstelle
- uncomfortable silence verhindern
„Haben Sie noch Fragen?“
Es gibt nichts Schlimmeres, als auf diese Frage mit einem Schulterzucken, stockend oder gar nicht zu antworten, deshalb:
- sei auf diese Gegenfrage eingestellt
- überlege dir 2-3 Fragen im Voraus
- alles ist möglich: „Wie sind die Arbeitszeiten?“, „Wann bekomme ich von Ihnen/von Euch über Zu- oder Absage Bescheid?“
„Ein Blatt Papier? Kein Problem!“
Notizen auf einer Karteikarte oder einem Blatt können dir helfen, den Überblick zu behalten, und:
- erinnern an wichtige Sachen, die nicht vergessen werden dürfen (z.Bsp: Fragen aus Tipp 2)
- zeigen Vorbereitung und Selbstorganisation
- bieten Platz für Notizen zum eigenen FSJ-Kultur Projekt (Projektidee, Schwierigkeiten, Durchführungsansatz)
Wenn ich groß bin, will ich Lehrerin werden. Das war mir bereits im Alter von sieben Jahren klar. Als Kind habe ich immer Klassenlisten aus imaginären Schülernamen und Arbeitsblätter im Fach Deutsch erstellt. Mein Weg nach der Schule war also eigentlich von Anfang an gezeichnet – ich wusste, was ich will.
Seit der Grundschule spiele ich ebenfalls gerne Theater und mag es auf der Bühne oder vor der Kamera zu stehen. Sich kreativ ausleben, emotional bewegende, lustige oder relevante Themen inszenieren und mit anderen Menschen ein Stück auf die Beine stellen – das ist für mich Theater!
Dass ich mein FSJ nun aber hier am Theater und nicht an einer Schule mache, hat folgenden Grund: Nach dem Abitur wollte ich nicht gleich wieder in einen Alltag aus Zuhören, Mitschreiben und Lernen gehen – lieber mal was komplett anderes machen. Durch eine Berufsberatung an meinem Gymnasium bin ich auf die LKJ (Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung) aufmerksam geworden, die FSJ-Plätze im kulturellen Bereich vermittelt.
Mit meinem Interesse für das Theater im Hinterkopf, habe ich mich gleich beim Anmeldestart im Januar 2023 für acht verschiedene Einsatzstellen (so werden die Kultureinrichtungen, in denen man im Rahmen des FSJs arbeiten kann, genannt) beworben. Ende März bekam ich dann die ersten Rückmeldungen, ob meine Anmeldungen an die jeweiligen Theater weitergeleitet wurden und ob ich zu einem Kennenlerngespräch eingeladen werde. Diese fanden dann hauptsächlich im April statt, inmitten von Abiballplanung und Lerneinheiten für die kommenden Abiturprüfungen.
Die Gespräche führten mich quer durch Berlin. Ich hatte welche in Charlottenburg, am Laptop zu Hause, in Mitte sowie in Schöneberg und würde selbst von mir behaupten, dass ich jetzt absoluter Profi im Thema „Kennenlerngespräche“ bin. Oft ist mir im Nachhinein noch eingefallen, was ich hätte besser machen können und habe mal ein paar der Tipps notiert, die ich zukünftigen FSJlern geben würde.
05. Oktober 2023 – Das Bin Ich!

Hallo, ich bin Hanna! Ich bin 18 Jahre alt und wohne in Berlin-Weißensee. Aktuell arbeite ich im Rahmen meines Freiwilligen Sozialen Jahres hier im Renaissance-Theater und freue mich sehr, euch ab sofort für ein ganzes Jahr in meinem Blog mitzunehmen. Ich werde alle zwei Wochen einen neuen Blogpost hochladen, der euch spannende Einblicke in die Arbeitswelt einer FSJlerin am Theater liefern wird. Von der Arbeit im Kartenvertrieb, über die Erfahrung als Regiehospitantin beim neusten Stück, bis hin zu Interviews mit Schauspielern. Da ist für jeden etwas dabei!
Was ihr sonst noch über mich wissen solltet…
…ich liebe: Theater spielen (natürlich!), Lesen, Nähen, Backen und Querflöte spielen
…ich möchte später mal: Lehrerin werden
…ich mache ein FSJ in der Kultur, weil: Theater etwas ganz Anderes als Schule ist – die Zeit hier ist wie eine künstlerische Pause für mich
…ich will unbedingt mal: nach Skandinavien reisen und die Polarlichter sehen
Ich glaube für den Anfang haben wir das Wichtigste geklärt. Viel Spaß mit meinem „FSJ-Kultur Blog“!