Fabrice Roger-Lacan

Noch einen Augenblick (DSE)

Deutsch von
Wolfgang Kirchner

mit
Susanna Simon
Max Urlacher
Martin Schneider
Moritz Carl Winklmayr


regie: Guntbert Warns
buehne: Manfred Gruber
kostueme: Ariane Warns


Alle Fotos:
© Max Jackwerth

Suzanne ist Schauspielerin, eine begehrte Schauspielerin. Doch seit dem Tod ihres Mannes hat sie nicht mehr auf einer Bühne gestanden. Wäre ein neuer Auftritt der endgültige Abschied von dem geliebten Toten oder der Aufbruch in einen neuen, unbeschwerten Lebensabschnitt? Drei Männer umkreisen Suzanne wie drei Trabanten ihren Planeten und versuchen, sie zur Drehung in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen: Ein Theaterautor, der seit Jahren von der Frau hingerissen ist, und das ultimative Erfolgsstück für sie geschrieben hat; der Junge von nebenan, ein ehemaliger Schulkamerad ihres Sohnes, der zufällig regelmäßig vorbeischaut; und dann noch Julien, der Ehemann, der jenseits des Jenseits noch manches selbstbewusste Wort zu sagen hat.

Fabrice Roger-Lacan hat mit „Noch einen Augenblick eine Komödie“ geschrieben, die mit leichter Hand, geschliffener Sprache und überraschenden Wendungen sich nicht scheut, Themen anklingen zu lassen, die aus Stückfiguren lebendige Menschenportraits machen, die berühren.

 

Fabrice Roger-Lacan über sein Stück

„Noch einen Augenblick“ ist eine Komödie über Trauer. Und Trauer ist eigentlich ein Begriff, dem ich skeptisch gegenüberstehe, denn Trauern – auf Französisch sagt man ‚seine Trauer machen’ – klingt doch irgendwie mechanisch, wie eine Formalität, die man in angemessener Zeit erfüllen und leisten muss. Und Suzanne hat diese angemessene Zeit überschritten. Sie ist aus der Trauer nicht wieder aufgetaucht. So viel ich weiß, kann man im Deutschen auch sagen, dass jemand ‚in Trauer versinkt’, dann ist das Bild des Am-Boden-Seins ganz deutlich, deutlicher als der Aspekt des Schmerzes. Und diese deutsche Formulierung finde ich ziemlich passend. Trauer ist wie ein Sturz, Suzanne ist am Boden und wir wissen nicht, ob sie jemals wieder aufstehen wird. Aber da sie auch Schauspielerin ist, weiß sie, was eine Tragödie, ein Meldodram, was Theater ist – also inszeniert sie ihre Trauer in ihrem Inneren, in Form von Julien, unsichtbar für die Außenwelt und all diejenigen, die wollen, dass Suzanne wieder auftritt und am Leben teil nimmt. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob es den einen Moment gibt, in dem Suzanne wirklich ihre Trauer ‚bewältigt’ und damit beendet. Denn sie lebt ihre Liebesgeschichte mit Julien auch nach dessen Tod weiter. Und ich glaube auch, dass Julien für Suzanne immer lebendig bleiben wird, sie weiter verfolgt – aber verfolgt im positiven Sinne, indem er sie berät und inspiriert. So viel ist sicher: Am Ende des Stückes ist Suzanne nicht mehr vor Trauer am Boden zerstört. Aber sie ist auch nicht ganz zurückgekehrt in die Welt der Lebenden, sondern sie lebt in einer Zwischenwelt, sie spielt Theater.

Fabrice Roger-Lacan, 30. November 2021

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Spieldauer: ca. 1 Std. 20 Min, ohne Pause