THE WHO AND THE WHAT
Liebes Publikum,
am 28. Juni 2022 feierte das Stück THE WHO AND THE WHAT bei uns Premiere. Peter Simonischeck, als der Vater in dieser Aufführung des Burgtheaters, in all seiner Zerrissenheit und Größe. Gefolgt von Aenne Schwarz, Irina Sulaver und Philipp Hauss.
Auf Peter Simonischecks Wunsch hin hatte ich mich sehr darum bemüht, dieses Stück in der Inszenierung von Felix Prader vom Burgtheater übernehmen zu können. Peter Simonischeck, der in engem Kontakt mit dem Autor Ayad Akhtar stand, wollte diesen Abend unbedingt nach Berlin ans Renaissance-Theater bringen.
Dass wir das gemeinsam geschafft haben, sollte ein Theatererlebnis werden: Acht ausverkaufte und gefeierte Abende.
Aber leider wurden es auch die letzten Schritte, die Peter Simonischeck auf einer Bühne tat. Zudem er am vorletzten Abend in Berlin all seine Kräfte zusammennahm und für eine ausgefallene Vorstellung einsprang und mit seiner Frau, Brigitte Karner, diese herzergreifende Lesung präsentierte, mit dem Titel LIEBE AUF DEN LETZTEN METERN. Auch hier stehende Ovationen.
In Verneigung vor Peter Simonischeck und in Dankbarkeit für seine Empathie und seinen Einsatz für dieses Stück, haben wir Felix Prader, den Regisseur dieses Abends gebeten, es noch einmal bei uns auf die Bühne zu bringen. So wird diese großartige Inszenierung in einer neuen Besetzung ab dem 11.04.2025 im Renaissance-Theater wieder zu sehen sein.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Guntbert Warns,
Intendant
Mit einem Seitenblick auf Shakespeares DER WIDERSPENSTIGEN ZÄHMUNG hat der amerikanische Autor und Pulitzer-Preis-Gewinner Ayad Akhtar ein wundervoll vielschichtiges Spiel geschaffen: Eine menschliche Komödie und gleichzeitig eine ernsthafte, weitreichende Geschichte über Glauben, Zweifel und der Suche nach der Wahrheit.
Atlanta, im Süden der USA: Ein Vater, Afzal, und zwei erwachsene Töchter. Der verwitwete Patriarch und gebürtige Pakistani hat sich vom Taxifahrer zum erfolgreichen Taxiunternehmer emporgearbeitet. Ein eher liberaler Muslim, aber mit sehr stabilen Ansichten, der sich rührend um seine Töchter kümmert. Für die ältere, Zarina, eine begabte Schriftstellerin, sucht er sogar heimlich einen Mann: Ohne ihr Wissen gibt er eine Kontaktanzeige auf muslimlove.com auf und prüft dann die Kandidaten persönlich auf Herz und Nieren – und, vor allem, auf Glaubensfestigkeit. Eli, ein junger Konvertit, scheint zunächst Vater wie Tochter zufriedenzustellen. Er heiratet Zarina. Doch als Afzal das aktuelle Manuskript seiner Tochter in die Hände fällt, ein Buch über den Propheten Mohammed als Mensch, in dem Zarina ihr persönliches Verhältnis zu Liebe, Ehe und religiöser Weltsicht reflektiert, kommt es zum Eklat. Die starken emotionalen Bindungen innerhalb dieser kleinen Familie werden auf eine Zerreissprobe gestellt, in der nur schonungslose Ehrlichkeit und offene Hingabe einen Ausweg finden können, zwischen Tradition und aufgeklärter Weltsicht, Glauben und Vernünftigkeit, Liebe und Abgrenzung.
Ayad Akhtar zeichnet in seinen witzigen und klugen Dialogen vielschichtige, lebendige Figuren; er verurteilt nicht, belehrt nicht, sondern lädt die Zuschauer ein, der spannenden und berührenden Geschichte zu folgen und zur eigenen emotionalen Wahrheit zu finden.
„THE WHO AND THE WHAT“ bezieht sich auf ein Zitat aus einem Interview des französischen Philosophen Jacques Derrida über Liebe und den Zusammenhang zwischen dem WER und dem WAS in der Liebe. Welchen Maßstab legen wir bei der Beurteilung eines Menschen an? Sind wir stärker von dem abhängig, WAS wir über ihn wissen: Herkunft, Erziehung, Beruf, soziale Stellung, Familie, oder beurteilen wir ihn danach, WER dieser Mensch wirklich ist?
Pressestimmen:
„Afzal, gespielt von dem beeindruckend facettenreichen Hansa Czypionka, ist nicht nur ein liebevoller Vater, sondern auch ein Mann traditioneller Werte – und genau das bringt ihn in einen unlösbaren Konflikt mit seinen Töchtern. (…) Regisseur Felix Prader inszeniert das Werk als Kammerspiel mit brillanten Dialogen und exzellenter Schauspielkunst. (…) Besonders Noëlle Haeseling als Mahwish verleiht ihrer Rolle eine bewegende Zerbrechlichkeit – zwischen Loyalität zur Familie und dem Drang nach selbstbestimmtem Leben. Sven Scheele als Ehemann Eli bringt mit seiner ruhigen Art einen Gegenpol in die hitzigen Szenen.”
Timon Brombach, Leverkusener Anzeiger
„Das Stück, vom Ensemble unter der Regie von Felix Prader sehr intensiv umgesetzt, bannt die Zuschauer in die Empathie.”
Kartin König-Derki, Badische Neueste Nachrichten
„Hansa Czypionka als Afzal, Adrienne von Mangoldt als Zarina, Noëlle Haeseling als Mahwish und Sven Scheele als Eli sind ein überzeugendes Quartett auf der Bühne, das mit Begeisterung diese so unterschiedlichen Charaktere verkörpert.”
Jutta Hagedorn, Offenburger Tageblatt
„Der Schauspieler [Hansa Czypionka], der unter anderem in „Jenseits der Stille“ und „Happy Birthday, Türke“ schon auf der Leinwand glänzte, überzeugt – mal verschmitzt lächelnd und liebevoll, mal aufbrausend und herrisch –, indem er den inneren Kampf des Vaters äußerst glaubwürdig und authentisch verkörpert. (…) Stark an seiner Seite auch Adrienne von Mangold. (…) Eine solide Produktion, die mit einem wohltemperierten Tempo in den Dialogen punktet.”
Nicole Mohn, Nürtinger Zeitung
Spieldauer: ca. 120 Minuten inkl. Pause