Literarischer Streifzug Nr. 102: Christiane Hoffmann & Martina Gedeck
„Alles, was wir nicht erinnern. Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters“
Ein literarischer Abend mit Lesung und Gespräch. Moderation: Ijoma Mangold
Im Januar 2020 macht sich Christiane Hoffmann, langjährige Journalistin und seit Januar Erste Stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, in einem Dorf in Niederschlesien auf den Weg. Sie läuft 550 Kilometer nach Westen, geht der Geschichte und ihren Narben nach: Es ist der Weg, auf dem ihr Vater im Winter 1945 vor der Roten Armee floh. Die Flucht prägt das Leben des damals Neunjährigen, es bleibt eine Wunde. Nach dem Tod des Vaters kehrt die Tochter nach Rosenthal zurück, das heute Rózyna heißt. Sie kämpft sich durch Hagelstürme und sumpfige Wälder. Sie sitzt in Kirchen, Küchen und guten Stuben, sucht die Begegnung mit den Menschen. Auf ihrer Wanderung entdeckt sie die Spuren der Geschichte neu und überführt die Erinnerung an Flucht und Vertreibung in die Jetztzeit. Ihr Buch (C.H. Beck), das seit vielen Monaten die Bestenlisten anführt, ist Reisebericht, Familiengeschichte und Selbstbefragung zugleich, persönlich und hochliterarisch.
Martina Gedeck ist eine der berühmtesten und beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands und bekannt als hervorragende Interpretin literarischer Texte. Dafür wurde sie u.a. mit dem Orden Chevalier des Arts et des Lettres ausgezeichnet. Zuletzt brillierte sie in dem preisgekrönten Episodenfilm „Wunderschön“ (2022) der Regisseurin und Schauspielerin Karoline Herfurth, in der Fernsehserie „Oktoberfest 1900“ (2020), in dem mehrfach ausgezeichneten Fernsehspiel „Das Ende der Geduld“ (2014) sowie in dem Kinofilm „Anne Frank“ (2015). Mit Jeremy Irons spielte sie in „Nachtzug nach Lissabon“ (2013) und mit Klaus Maria Brandauer in „Die Auslöschung“ (2013). Eindrücklich hat Martina Gedeck das Buch von Christiane Hoffmann „Alles, was wir nicht erinnern“ als Hörbuch eingelesen.
Pressestimmen:
„Ein erstaunlicher Zusammenklang aus individuellem Erlebnis und kollektiver Erfahrung von Flucht und Heimatverlust … sie vermisst zugleich Schritt für Schritt die historische Versehrtheit Mitteleuropas.“ Die Zeit, Andreas Kossert
„Was sie leistet, ist physische Geschichtsschreibung, was sie bietet, ist eine Psychologie des Verlustes, der nicht aufhört mit dem Ende des Fluchtweges.“ Mitteldeutsche Zeitung, Christian Eger
„Buch der Stunde … ein großartiges Geschichtsbuch – sehr poetisch“ mdr kultur, Matthias Schmidt
„Klug und differenziert“ ARD Druckfrisch, Denis Scheck
„Alles, was wir nicht erinnern“, 2022, Verlag C. H. Beck, 279 Seiten. Das gleichnamige Hörbuch wird gelesen von Martina Gedeck, 499 Minuten
Eine Veranstaltung von Literatur LIVE in Kooperation mit dem Verlag C. H. Beck, der Thalia Buchhandlung und dem Renaissance-Theater Berlin