Jochen Brunow: "DIE CHINESIN"

An den frühpensionierten Polizisten Gerhard Beckmann kann man sich gewöhnen, das zeigt das zweite Buch mit ihm. Jochen Brunow erweist sich erneut als Erzähler mit poetischem Mehrwert. Sardinien, sonnenflimmernd im Herbst, entsteht vor uns so plastisch, dass man es zu riechen meint. Aber auch in Berlin führt das Buch an unbekannte Ecken. Der Raum ist stets mehr als nur der Ort der Handlung. Und die Figuren! Beckmann, wie er allmählich in die Balance kommt. Oder die Chinesin Xia, mit der ein scharfkantiges Licht auf die allgegenwärtige Präsenz der Weltmacht fällt. Das ist Kriminalliteratur poetisch und politisch, geerdet und beflügelt. Diese Lektüre lässt den eigenen Atem spüren.

In Rendsburg geboren studierte Jochen Brunow in Berlin Germanistik und Publizistik und schloss das Studium mit einem Videofilm Recht hat der Brecht!? ab. Er arbeitete als Filmkritiker für Der Abend und tip und von 1980 bis 1982 gab er zusammen mit drei Kollegen die Filmzeit­schrift Filme – Altes und Neues vom Kino heraus. Im Folgenden schrieb er Drehbücher unter anderem für die Kinofilme Berlin Chamissoplatz (1980) und System ohne Schatten (1983). Für das Fern­sehen entstanden zum Beispiel Episoden für die eigene ZDF-Krimireihe Beckmann und Mar­kowski, außerdem für Bella Block und Kommissarin Lucas. Weiterhin verfasste er Drehbücher für die Fernseh­filme Klassentreffen (Sat.1, 2001), Der Mann und das Mädchen (DRS, 2004) und Der Einsturz Sat.1 (2010).

Brunow gehört zu den Gründern des 1987 ins Leben gerufenen Berufsverbandes der Drehbuch­autoren, VDD. Er unterrichtete Drehbuchschreiben an verschiedenen Hochschulen und Aka­de­mien. Von 2007 bis 2017 leitete Brunow die Drehbuchakademie der Deutschen Film- und Fern­sehakademie Berlin.

Er schreibt neben Drehbüchern auch Essays und Radiofeatures und gab den Film- und Drehbuch-Almanach Scenario im Bertz + Fischer Verlag heraus, von den 10 Ausgaben erschienen. Brunow ist Mitglied der Deutschen Filmakademie.

 

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