Theresia Walser

Endlose Aussicht

mit
Judith Rosmair

Regie:
Judith Rosmair
und Theresia Walser
Video:
Theo Eshetu

Jona sitzt in ihrer Kabine vor ihrem Frühstücksei. 10 Tage Rundreise Pazifik, Panamakanal, Karibik. Ihre Geschwister haben ihr diese Kreuzfahrt geschenkt. Nur dass die Reise längst vorbei ist. Und sie noch immer hier sitzt: 38 oder 40 Tage? Wobei sie nicht sicher ist, ob es bereits wieder Abend ist. Zum Ei ein Schlückchen Weißwein, da macht man nichts verkehrt. Schließlich verschwimmen die Zeitzonen in diesen Gewässern. Und was bedeutet schon Zeit angesichts dieser endlosen Brühe da draußen?
Immerhin hat sie eine Einzelkabine, zwar ohne Fenster, aber mit Kabelfernsehen! Selbst das Meer geht ihr inzwischen auf die Nerven. Mit ihrem Smartphone versendet Jona Nachrichten, Lebenszeichen, Berichte von einem Schiff, das seit Wochen auf dem Meer herumtreibt wie ein riesiger fauler Backenzahn.

Eine Produktion des Kunstfest Weimar.

 

Pressestimmen:

„Judith Rosmair spielt die Protagonistin dabei mit starker Darstellung extrem überzeugend und packend. Videoarbeiten von Theo Eshetu auf der Leinwand im Hintergrund der Kulisse verstärken den emotionalen Eindruck. Bei Rosmairs Spiel wäre das aber gar nicht einmal nötig gewesen. In der etwas mehr als einer Stunde gab sie sehr überzeugend diese Frau, die an der Situation nahezu verzweifelt und sich dann doch immer wieder gegen die innere Aufgabe beugt. Bis zum Schluss bleibt zweifelhaft, ob sie es schafft, ob sie überhaupt überlebt. Rosmair und Walser haben das Stück gemeinsam inszeniert. Das ist ihnen ausgesprochen gut gelungen. „Endlose Aussicht“ ist ein Stück, das sich kaum an übliche Konventionen der Dramatik hält und doch umfänglich überzeugt, weil Regie und Schauspiel so unglaublich gut funktionieren.“
Wolfsburger Allgemeine

 

„Fast anderthalb Stunden vermochte die grazile Schauspielerin, die vor 21 Jahren als Brühnhild begeisterte, immer noch strahlend schön, ihr Publikum zu faszinieren. Sie macht durch ihre wandelbare Mimik und ausdrucksvolle Körpersprache die Gefühlslage der Figur bewundernswert sichtbar. Berührender Kontrast dazu waren die stillen Unterwasserwelten des Installationskünstlers Theo Eshetu.“
Wormser Zeitung

 

„In hundert kurzweiligen Minuten gelingt es der wunderbar wandelbaren Bühnenkünstlerin, ihre innersten Empfindungen nach außen zu kehren, sich zugleich aber allzu heftiger Sentimentalitäten zu erwehren.“
Brigitte Schmalenberg, Die Rheinpfalz

 

„Was die Besucher fesselt, ist die Angst, die jeder mit sich herumträgt, aber verdrängt. (…) „Endlose Aussicht“ ist mehr als ein Corona-Stück, auch wenn es während des ersten Lockdowns in Rosmairs Wohnzimmer entstand und unter Pandemiebedingungen in einem Autokino uraufgeführt wurde. Der Stillstand ermöglicht Nahaufnahmen von uns selbst. In der Isolation kommen wir uns nah.“
Die Glocke

„Theresia Walser Sprache fängt überaus präzise und anschaulich Jonas Gedanken ein: Und Judith Rosmair äußert sie mit unglaublicher Aussagekraft. (…) Die Schauspielerin eröffnet mit ihrer variationsfähigen Stimme und mit der bildhaften Körpersprache den Blick in ihr unentrinnbares Gefängnis und zugleich in ihr Inneres, das so viel Aufschluss gibt über dieses Leben, in dem das Gewohnte, das „Normale“, allmählich entgleitet.“
Südwest-Presse

 

Eine Traumreise wird zum Alptraum: Theresia Walsers Stück „Endlose Aussicht“ offenbart in Oberstdorf mit einer großartigen Darstellerin beklemmende Aktualität. Zwei kongenial miteinander verbandelte Künstlerinnen – Theresia Walser und Judith Rosmair – haben in einem Ein-Personen-Stück nahezu sämtliche Lebens-Katastrophen gebündelt. Gemeinsam haben sie Regie geführt – und Judith Rosmair sich dann in einem anderthalb Stunden langen Monolog die grotesken Ungeheuerlichkeiten einer psychotischen „Einzelhaft“ auf dem verseuchten Luxus-Liner aus der Seele gefegt, getanzt, geschrien. Bar jeglicher Requisiten – aber grandios untermalt von raumgreifenden Videos des renommierten Installationskünstlers Theo Eshetu. Da schweben und wallen fantastische wunderschöne Meereswesen schwerelos und einsam in phosphoreszierenden Farbe durch tiefe See und verschmelzen symbiotisch mit Jonas Gedankenwelt.Mit satirisch zugespitzter Feder und tiefer Empathie für die Abgründe menschlichen Daseins hat Theresia Walser dieses Seuchenschiff vom Stapel laufen lassen. Und in Judith Rosmair eine temperamentvoll, pointiert aufspielende Jona-Interpretin mit ins Boot geholt, die gemeinsam mit den hinreißenden Video-Bildkompositionen von Theo Eshetu für einen nachhaltig bewegenden Theaterabend sorgte.“
Allgäuer Zeitung

 

Der Monolog wird von Judith Rosmair gespielt, sie führt auch Regie, inszeniert sich also selbst. Dass gelingt ihr klug und angemessen. Die Kamera ist ihr Bühnenpartner, dem sie sich mitteilt, eine Vertraute, vielleicht auch eine Komplizin. Judith Rosmair trifft dabei immer den richtigen Ton. Einerseits findet sie eine Naivität für ihre Figur, so eine aufgehübschte Gutlaunigkeit trotz allem. Dann ist da aber auch wieder eine Traurigkeit, eine Tiefe und Schärfe in der Analyse. Dazu gibt es ein paar Videosequenzen von Theo Eshetu – es sind Bilder, die Raum für Poesie und Weltschmerz schaffen. Am Ende ist der Theaterabend eine Nahaufnahme von uns selbst: Europa am Rande einer globalisierten Welt, in der wir die alten Helden noch zu Tode pflegen, während wir schon wissen, das nach uns eigentlich nichts mehr kommt: Ein werdendes Geisterschiff und Spaß dabei. Das ist auch die Antwort, die der Prophet für uns parat hält.“
MDR

 

„Judith Rosmair ist zusammen mit der Autorin auch für die Regie verantwortlich, sie weiß sich pointiert in Szene zu setzen. Ihre Jona ist eine unverbesserlich nonchalante Optimistin: maximaler Ausdruck mit minimalen Mitteln ohne Requisiten und doppelten Boden, und schon bald hat Rosmair ihr Publikum fest in der Hand. Ihr Gesicht auf der Leinwand wird unterbrochen von kunstvollen, hoch stilisierten Wasserassoziationen vom Videokünstler Theo Eshetu. Allegorie statt Anklage, subtile Nadelstiche statt Holzhammer, Fließen statt Kraftakt. Fragen nach dem Alleinsein in der Welt, das lange vor Corona begonnen hat.“
THEATER HEUTE

 

Walsers ENDLOSE AUSSICHT is a witty exploration of modern greed. JR as Jona is trapped in her cabin, stides manically about the stage snapping out sharp observations of her fellow passengers. The audience rolls about laughing, though the atmosphere changes when the uneven relationship between Covid and class is exposed through a comic parody of he film Titanic.“
The Stage UK

 

„ENDLOSE AUSSICHT ist das komödiantisches Psychogramm einer Frau, die von der Zeit verschluckt wird, bis die Gedanken aus der Umlaufbahn fliegen. Leicht hysterisch, fast schon panisch, immer unruhig, macht Rosmair aus Walsers lakonischer Suada ein großes Vergnügen. Theo Eshetu steuert betörende Unterwasserbilder bei.“
Thüringer Allgemeine

 

„Ein Kreuzfahrtschiff ist ein schwimmendes Tollhaus, aber auch ein verseuchter Vergnügungskoloss auf dem Meer, einer literarische Steigerung durchaus wert. Judith Rosmair, in einem grünen Samtmorgenmantel und mit komplizenhafter Ansprache in die Kamera, dazu kräftige Züge aus einer Weißweinflasche nehmend. Ihre Figur Jona befindet sich mit 3227 anderen Leuten auf einem Kreuzfahrtschiff in der Karibik, das wohl –„wir sind kein gesundes Schiff“ – vorerst nirgendwo mehr anlegen darf. Es gibt schon Tote an Bord und deshalb Kabinenquarantäne mit täglich dreißig Minuten sortiertem Ausgang auf den Decks. Das hat Jonas ohnehin feine Wahrnehmung für das Sozialverhalten ihrer Mitpassagiere offenbar noch weiter geschärft in Theresia Walsers „Endlose Aussicht“. In diesem zwischen süffig-provokanter Satire und Bermudadreieck-tiefer Abgründigkeit changierenden Monolog, gibt es eine zusätzliche Videokunst-Ebene. Theo Eshetu – für die Auseinandersetzung mit der zweifelhaften Buntheit postkolonialer Welten in internationalen Ausstellungen bis zur documenta bekannt – hat in flirrenden Farben in tiefer See wallende Mollusken gefilmt, die fast so künstlich aussehen wie aus einem Prospekt für Kreuzfahrten in der Karibik. Die Bilder stehen langsam und lange für den im Zuge des Jona-Furiosos keimenden Gedanken, dass solche Wesen nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch seltsam allein leben in ihrer vor uns verschlossenen Welt, tief unter den Bäuchen der Kreuzfahrtschiffe. Das fließt wunderbar mit ein in die Walser’schen Lebenskatastrophenbetrachtungen.“ 
Theater der Zeit

 

Spieldauer: ca. 90 Minuten, keine Pause

 

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Spieltermine

17.11.2024
18:00
Tickets kaufen für die Spielzeit vom 01.09.2024 bis zum 31.08.2025