Yasushi Inoue

Das Jagdgewehr

Am Anfang steht ein Gedicht in einer Jagdzeitschrift, ein leuchtender Fremdkörper in einer gleichgültigen Umgebung. Es beschreibt einen vorübergehenden Fremden, mit einem blitzenden Jagdgewehr auf dem Rücken. Der Dichter durchleuchtet in seinem Gedicht die flüchtige Erscheinung bis in ihren Kern. Ein unbekannter Mann schreibt den Dichter an, gibt sich als der Beschriebene zu erkennen, und bestätigt die Genauigkeit des Gedichts. Dann folgt das Verblüffende: Wie in einer Kriminalgeschichte läßt er dem erstaunten Dichter drei Briefe zukommen, deren Inhalt aus drei unterschiedlichen Perspektiven ein Rätsel entfalten: Wer ist dieser Mann? Drei Frauen sprechen aus den Briefen und legen ihre intimsten, innersten Erlebnisse und Erkenntnisse offen und geben damit ihre eigentliche Beziehung zu dem Mann preis. . .

Poetisch, klar und durchsichtig, auch komisch läßt Inoue seine Figuren zu Wort kommen. Ein Kaleidoskop aus Fragen des Menschseins bis zur letzten, entscheidenden: Wo liegt das Glück? Im Geliebtwerden oder im Lieben?

Tina Engel verkörpert alle fünf Personen und entwickelt diese klassisch-moderne japanische Erzählung zum Schauspiel.

 

DAS JAGDGEWEHR am Renaissance-Theater ist eine Neuinszenierung der Produktion, die Tina Engel 1994 in der Regie von Yoshi Oida an der Schaubühne am Lehniner Platz realisierte, Ausstattung Yoshi´o Yabara; die Premiere fand am 15. Oktober in der Cuvrystraße statt. Tina Engel hat das Stück jetzt neu erarbeitet und zeichnet auch für die Ausstattung, die Gestaltung des Raumes und das Kostüm verantwortlich. Einzig der Kimono stammt aus der Ursprungsfassung.

 

Spieldauer ca. 70 Minuten