Der Gang vor die Hunde

mit
Martin Brambach
Christine Sommer
Jürgen Hartmann
Jubril Sulaimon

Band:
Cathrin Groth (Saxophon)
Christian Hammer (Gitarre)
Markus Conrads (Kontrabass)

„Der Gang vor die Hunde“ – eine musikalisch-szenische Revue mit Martin Brambach als „Dr. Jakob Fabian“, Christine Sommer u.a. als „Irene Moll“ und Jürgen Hartmann u.a. als Rechtsanwalt „Stephan Labude“

Normalerweise ermittelt Martin Brambach als Kommissariatsleiter Schnabel im Dresdener „Tatort“, während Jürgen Hartmann im Stuttgarter „Tatort“ als Gerichtsmediziner Vogt den Dingen auf den Grund geht – doch jetzt tauchen die beiden zusammen mit Schauspielerin Christine Sommer, die mit Martin Brambach verheiratet ist, in das pulsierende Großstadtleben der 30er Jahre ein. Mit ihrer Lesung „Der Gang vor die Hunde“, basierend auf Erich Kästners teils autobiografischem Roman, der 1931 in zensierter Fassung als „Fabian“ erschien, geht es ab September auf die Bühnen der Republik. In ihrer Inszenierung, die 2019 bei den Ruhrfestspielen eine umjubelte Premiere feierte, nehmen sie das Publikum mit auf eine Tour de Force durch das Berlin der frühen 30er Jahre. In die Zeit der Weimarer Republik, zwischen kommunistischen Grabenkämpfen und dem Erstarken der Nationalsozialisten; in eine Großstadtwelt, die mit ihrem ausschweifenden, dekadenten und hochpolitischen Charakter erschreckend aktuell wirkt.

Martin Brambach verkörpert dabei die Hauptfigur Dr. Jakob Fabian, einen Werbetexter, der in den Strudel des Berliner Nachtlebens gerissen wird und in politische Auseinandersetzungen zwischen links und rechts gerät. Er erlebt diverse Schicksalsschläge und Enttäuschungen. „Das Faszinierende an Kästners Roman, der ja vor fast 100 Jahren veröffentlicht wurde, ist seine Aktualität. Wir leben in einer Zeit, die ebenfalls politisch stark aufgeladen ist, wo Genuss, Konsum und Geltungssucht für viele jede moralische Verpflichtung außer Kraft setzen.“, so Martin Brambach. Christine Sommer spielt unterschiedliche Rollen, besonders eindrucksvoll ist ihre Darstellung der Figur von Frau Moll, die Fabian als ihren neuen Liebhaber auserkoren hat. „Die Zeit der 30er Jahre ist geprägt von Widersprüchlichkeiten, das macht sie auch so faszinierend: Das pulsierende Nachtleben, wo auch Frauen sich in ganz neuen Rollen inszenieren konnten, doch gleichzeitig lebten die Menschen nach außen ein sehr spießbürgerliches Dasein. Im Inneren brodelte es aber gewaltig und das versuchen wir auch in unserer Lesung darzustellen“, so Christine Sommer.  Auch Jürgen Hartmann interpretiert unterschiedliche Charaktere, darunter Fabians Freund Stephan Labude, der Fabian stets zu motivieren versucht, sich Ziele zu setzen und selbst kläglich am Leben scheitert. „Mich inspiriert besonders die Vielschichtigkeit der Charaktere, die Kästner geschaffen hat. Einige greifen nach den Sternen, leben ihre Ideale kompromisslos aus oder sie scheitern an der Realität – ein sehr spannendes Kaleidoskop menschlicher Emotionen“, so Jürgen Hartmann. Schauspieler Jubril Sulaimon schlüpft ebenfalls in diverse Rollen, u.a. Verleger Zacharias, Fabians Kollegen Fischer und einige Transvestiten im Berliner Nachtleben. Das Ganze wird musikalisch von Christian Hammer, Gatti Groth und Markus Conrads begleitet, die als Christian Hammer Trio unter dem Namen „The Babylon Syncopators“ bekannt sind.

„Der Gang vor die Hunde“ ist der ursprüngliche Titel von Erich Kästners Großstadtroman, der erstmals 1931 in zensierter Fassung als „Fabian“ veröffentlicht wurde. Erst 2013 erschien das Meisterwerk in ungekürzter Version und beleuchtet Fabians Suche nach Liebe und Erfüllung in einer dekadenten und politisch instabilen Gesellschaft. Erich Kästner beschreibt eindrucksvoll die Verlorenheit des Einzelnen in der Großstadt und die Herausforderungen, mit denen Fabian konfrontiert wird, während er seinen Weg in einer zerrissenen Welt sucht.

Millionen Zuschauer kennen Martin Brambach als Kommissariatsleiter aus dem „Tatort“ Dresden. In Dresden wurde der Schauspieler auch geboren, studierte an der Westfälischen Schauspielschule in Bochum und spielte auf den Theaterbühnen der Republik, u.a. der Berliner Schaubühne, dem Burgtheater in Wien, dem Schauspiel Köln und Bochum uvm. Zudem sorgt er in unzähligen TV-Produktionen für Furore und brilliert bei nationalen und internationalen Kino-Produktionen: Ob in „Good Bye, Lenin!“, „Das Leben der Anderen“, „Der Vorleser“ oder „Kursk“ an der Seite von Colin Firth: Martin Brambach gehört zu den gefragtesten deutschen Charakter-Darstellern und gewann zahlreiche Preise für seine schauspielerischen Leistungen, u.a. den „Deutschen Schauspielpreis“, den „Bayerischen Filmpreis“, den „Deutschen Fernsehpreis“ uvm. Auch als Buchautor ist er erfolgreich.

Mit seiner Frau, der gebürtigen Wienerin Christine Sommer und dem gemeinsamen Sohn lebt er in Recklinghausen. Christine Sommer absolvierte ihre Schauspielausbildung am Max Reinhardt Seminar in Wien und spielte in Theatern in Wien, Tübingen, Braunschweig , Münster, Saarbrücken, Luxemburg uvm. sowie bei den „Ruhrfestspielen“. In vielen TV-Filmen und -Serien steht sie zudem vor der Kamera. Sie ist große Literaturliebhaberin und tourt mit ihren Lesungen, oft gemeinsam mit Martin Brambach, durch Deutschland. Von „Bukowski“, über „Love Letters“ bis hin zu erotischen Rezepten hinterlassen sie immer spannende Eindrücke.

Jürgen Hartmann wurde in Stuttgart geboren und absolvierte eine Ausbildung zum Kabarettisten, ehe er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hannover studierte. Als Theaterschauspieler spielte er u.a. in Hannover, Darmstadt, Basel, Weimar, Dortmund, war Ensemblemitglied am Schauspiel Essen und bis 2018 am Schauspielhaus in Bochum. Millionen von Zuschauern kennen ihn als Gerichtsmediziner aus dem „Tatort“ Stuttgart und vielen weiteren TV-Filmen und -Serien. Jürgen Hartmann lehrt als Gastprofessor an der Folkwang Universität der Künste in Essen Schauspiel und praktische Theaterarbeit.

Jubril Sulaimon wurde in Nigeria geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Er spielt seit vielen Jahren auf großen Bühnen, u.a. in Hamburg, Köln, Düsseldorf, Essen, Zürich, Bremen und gehörte zum Ensemble von Leander Hausmann am Schauspielhaus Bochum. Zudem inszeniert er mit dem von ihm gegründeten afrikanischen Tanz- und Theaterensemble „AIPO“ eigene Stücke.

,,Arbeitslosigkeit, politische Gewalt, sexuelle Ausschweifungen: In diesem Umfeld bewegt sich Fabian gänzlich unbeschwert. Der Reklamefachmann sieht zu, belustigt sich, will aber nichts verändern, nichts erreichen: ‚Ich weiß ein Ziel,  aber es ist leider keines. Ich möchte helfen, die Menschen anständig und vernünftig zu machen. Vorläufig bin ich damit beschäftigt, sie auf ihre diesbezügliche Eignung hin anzuschauen.‘Diese Lockerheit kommt Fabian aber nach und nach abhanden: Als er seinen Job verliert, seine Beziehung bröckelt, sein guter Freund Labude aufgrund eines missglückten Witzes Suizid  begeht.“

Markus Gelling, Recklinghäuser Zeitung, 8. Juni 2019

 

Spieldauer: ca. 130 Minuten (zuzüglich Pause)