DIE SPIELZEIT 2009 / 2010 Als erste Premiere der neuen Spielzeit 2009/ 2010 stand am 4. Oktober 2009 das Songdrama EWIG JUNG von Erik Gedeon auf unserem Spielplan. Die Geschichte dieses wunderbar tragisch-komischen Theaterabends ist schnell erzählt: Im Jahr 2050 hockt eine Handvoll in die Jahre gekommener Schauspieler auf verschlissenen Fundusmöbeln vor dem Eisernen Vorhang des Theaters, an dem sie zuletzt engagiert waren. Das Haus wurde längst geschlossen und die ehemaligen Mimen haben es sich zur Altersresidenz erkoren. Ihr allabendliches Unterhaltungsprogramm nehmen sie selber in die Hand, indem sie sich an vergangene große Theaterzeiten und die Musik ihrer Jugend erinnern. Ein schönes Altenteil fürwahr – wäre da nicht Schwester Angelika: Mit Kinderliedern und heiter Geträllertem über Siechtum und Tod sorgt sie bei ihren greisen Patienten für eher gedämpfte Stimmung. Kehrt sie ihnen aber den Rücken, lassen die ergrauten Rampenpanther lebenssüchtig die Sau raus und frönen der (Selbst-) Darstellung. Da werden durchaus auch Tschechow und Shakespeare zitiert, vor allem aber wird gesungen – und Gloria Gaynor ist vor ihnen ebenso wenig sicher wie Nirvana oder Freddie Mercury. „Rock’n’ Roll bis du stirbst“ stand in großen Lettern auf unserem Plakat und mit Timo Dierkes, Harry Ermer, Dieter Landuris, Anika Mauer, Angelika Milster, und Guntbert Warns hatten wir unter der Regie des Autors Erik Gedeon ein Ensemble verpflichten können, das dieser Ansage mehr als gerecht werden konnte. Die Presse überschlug sich vor Begeisterung: „Der Altersspott gibt den Ton an … wer vom Alter mehr Ernst, gar Nachdenklichkeit erwartet, ist in dieser Anarchohölle fehl am Platz. Der Abend ist eine Gaudi“,schreibt DER TAGESSPIEGEL. „Riesenjubel, ein Hit fürs Haus“, notiert die B.Z. und die BERLINER ZEITUNG stellt fest: „… abgründig, komisch, dramatisch, bizarr, traurig und weise, so dass die Zuschauer in Lachorgien und gelegentlich in Rührung versinken.“ Seit der Premiere sind bislang alle Vorstellungen praktisch ausverkauft. Keine zwei Wochen nach EWIG
JUNG folgte unsere nächste Premiere. Als eine
Koproduktion des Théâtre National du Luxembourg und der Ruhrfestspiele
Recklinghausen in Zusammenarbeit mit dem
Renaissance-Theater Berlin stand am 22. Oktober 2010 EIN MOND FÜR DIE BELADENEN
von Eugene O’Neill mit August Diehl, Hans Diehl, Julia Malik, Marc Limpach und
Marco Lorenzini auf dem Programm. Die Regie führte der Intendant des Théâtre
National du Luxembourg und der Ruhrfestspiele Recklinghausen Frank Hoffmann, für die Bühne zeichnete Karl
Kneidl, für die Kostüme Jasna Bosnjak verantwortlich. Das Stück entführt seine
Zuschauer nach Amerika, genauer gesagt nach Connecticut – ans Ende der Welt. In
zweisamer Zwietracht leben Josie und ihr Vater Phil als Pächter auf einer
ertragslosen Farm. Das Leben machte sie hart und rauh, wie das Land, das sie
bewirtschaften. Der Dritte im Bunde ist ihr Nachbar und Verpächter James
Tyrone. Ein ehemaliger Broadwayschauspieler und Trinker, den die Gespenster
seiner Vergangenheit nicht loslassen. Josie und Tyrone, beide voller Sehnsucht
nach Liebe, fühlen sich zueinander hingezogen. In einer magischen Nacht führt
der Autor die beiden ungleich Einsamen unter dem fahlen Licht des
Septembermondes an die Schwelle zum Glück. Eine der ungewöhnlichsten Liebesszenen
der Weltliteratur. EIN MOND FÜR DIE BELADENEN zählt zu Eugene O’Neills
zärtlichsten und zugleich humorvollsten Stücken. Ein bewegendes Werk um Whisky,
Liebe, Zorn und Leidenschaft. Besonders der Schauspieler
August Diehl in der Rolle des James Tyrone wurde von der Presse gelobt. „Wunderbar!“, schrieb in der B.Z. Dirk
Krampitz. Hans Peter Göpfert meinte in der Berliner Morgenpost: „August Diehl spielt mit starkem,
nuancenreichem Einsatz den hochsensiblen kaputten Alkoholiker, der ein großer
Junge geblieben ist.“ Und Lena Schneider beschrieb den Künstler in der
Berliner Zeitung als „... zauberhaft im
Kleinen und (Um-)Brüchigen, im Bübischen, Verführerischen, Sehnsüchtigen.“ „Mit
seiner Komödie DER NACKTE WAHNSINN gelang dem Autor Michael Frayn auf Anhieb
der Sprung in die Charts der deutschen und internationalen Bühnenwelt. Nun
startet er nach Stücken, wie KOPENHAGEN und DEMOKRATIE, die sich mit eher
ernsteren Themen unserer jüngeren Geschichte befassen (alle drei im
Renaissance-Theater mit großem Erfolg aufgeführt), wieder einmal einen finalen
Angriff auf unsere Lachmuskeln“, so kündigten wir im Dezember
2006 die deutschsprachige Erstaufführung von Michael Frayns Komödie VERDAMMT
LANGE HER (Donkeys Years) an. Am 11. November 2009 kehrte
diese Erfolgsproduktion von Torsten Fischer (Regie), Herbert Schäfer
(Bühnenbild) und Andreas Janczyk (Kostüme)
nach mehr als 75 Vorstellungen nun mit Suzanne von Borsody, Markus Gertken, Cusch Jung, Nikolaus Okonkwo, Thomas
Limpinsel, Daniel Montoya, Victor Schefé, Thomas Schendel und Georg Tryphon für
10 Vorstellungen noch einmal an das Renaissance-Theater zurück: Etwa 25 Jahre nach ihrem
Abschluß treffen sich ehemalige Kommilitonen für eine Nacht in ihrem alten
College wieder. Was als gediegene Dinnerparty beginnt, entwickelt sich zum
gepflegten Besäufnis und spätpubertären Spaß, zur feuchtfröhlichen Farce voller
Schadenfreude und Enthüllungen. Die Ereignisse geraten vollends außer
Kontrolle, als sich plötzlich herausstellt, daß alle - selbst Lady Driver, die
Ehefrau des Rektors - im College eingeschlossen sind. Am nächsten Morgen ist
der Katzenjammer groß, und das Chaos komplett … Lange Serien ein und des selben
Stückes gut auszulasten wird dieser Tage immer schwieriger. Aus dieser Not
haben wir eine Tugend gemacht und bieten darum unserem Publikum einen immer
abwechslungsreicheren Spielplan an. So konnten wir bis zu unserer nächsten
Premiere EWIG JUNG von Erik Gedeon, ICH MACH JA DOCH, WAS ICH WILL von Doug
Wright, MARLENE von Pam Gems/ Volker Kühn, EIN MOND FÜR DIE BELADENEN von
Eugene O‘Neill und VERDAMMT LANGE HER von Michael Frayn beinahe im
Repertoire-Spielbetrieb anbieten. Pünktlich vor Weihnachten folgt
ein Stück, wie es zum Fest kaum besser passen könnte. Mit dem Komödienklassiker
SCHÖNE BESCHERUNGEN von Altmeister Alan
Ayckbourn unter der Regie von Tina Engel, einem Bühnenbild von Momme Röhrbein
und in Kostümen von Petra Kray und den wunderbaren Schauspielern David Bennent,
Anna Böttcher, Markus Gertken, Jürgen Heinrich, Katherina Lange, Thomas Limpinsel,
Julia Stemberger und Guntbert Warns findet unsere nächste Premiere am 13.
Dezember 2009 statt. „Alle Jahre wieder“ trifft sich die Familie zum gemeinsamen Weihnachtsfest bei Belinda und Neville und jeder versucht, sich von der besten Seite zu präsentieren. Gekommen sind der noch rüstige und etwas exzentrische Onkel Harvey, Nevilles Schwester Phyllis mit Ehemann Bernard, Belindas allein stehende Schwester Rachel und Nevilles ehemaliger Kompagnon Eddie mit seiner hochschwangeren Frau Pattie. Dazu hat Rachel den jungen Schriftsteller Clive Morris eingeladen, in den sie – ohne es zugeben zu wollen – heftig verliebt ist, aber statt sich ihr zu zuwenden erobert er im Sturm das Herz von Belinda. Ein alkoholreicher Abend führt zu einem Desaster unterm Weihnachtsbaum. Am nächsten Morgen liegen allen die Nerven blank. Als dann auch noch Bernard sein angekündigtes Puppenspiel aufführen will, sind dem Chaos keine Grenzen mehr gesetzt… Alan Ayckbourn
schuf 1980 mit SCHÖNE BESCHERUNGEN eines seiner erfolgreichsten Schauspiele.
Mit perfekter Meisterschaft lässt er unter der Oberfläche der brillanten
Komödie komplexe Figuren entstehen, die sich nicht nur in den Fallstricken des
Slapstick verfangen, sondern auch in denen ihrer unerfüllten Träume und
Liebessehnsüchte. Hier wird das Chaos unterm Weihnachtsbaum zelebriert und der
festtägliche Wahnsinn, der in den eigenen vier Wänden in Form eine
Familienfeier lauert, auf die Spitze getrieben. „Als ein Fest für Weihnachtshasser“, lobt der Rezensent DES TAGESSPIEGELS, Patrick Wildermann, die
Arbeit der Regisseurin Tina Engel und “
ihres harmonierenden Ensembles, denen es gelungen ist, ein Höchstmaß an Komik
und Hintersinn aus dem Text herauszuholen“. Mit der deutschsprachigen
Erstaufführung von 33 VARIATIONEN von Moisés Kaufman beginnen wir am 24. Januar
unseren Premierenreigen 2010. Torsten Fischer führt Regie, das Bühnenbild
entwirft Vasilis Triantafilopoulos, für die Kostüme zeichnet Andreas Janczyk.
Es spielen erstmals an unserem Theater Rosel Zech, Robert Gallinowsky, Ralph
Morgenstern, Simon Zigah, Patrick Abozen, Anne Berg, die Pianistin SooJin Anjou
sowie Anna Franziska Srna, die sich bereits in NOVEMBER von David Mamet auf
unserer Bühne vorstellte. Die
Idee ist Gold wert! denkt sich der geschäftstüchtige Wiener Komponist und
Verleger Anton Diabelli und läßt diesem Gedanken flugs Taten folgen: Er bittet
im Jahre 1819 die 50 "vorzüglichsten" Komponisten um jeweils eine
Variation eines höchstselbst komponierten Walzerthemas. Liszt, Schubert und
fast alle anderen gefeierten Tonkünstler reichen ihre Beiträge ein – doch
Ludwig van Beethoven hat für Diabellis schlichte Melodie zunächst nur Hohn
übrig. Verächtlich lehnt er ab, seine kostbare Zeit mit diesem
"Melodiechen" zu vergeuden. Dies ist historisch dokumentiert – ebenso
belegt ist aber auch die Bessenheit, die ihn kurz darauf ergreift und ihn dazu
treibt, jenen Klavierzyklus zu schaffen, der als eines der epochalen Werke in
die Musikgeschichte eingehen soll: die "33 Veränderungen über einen Walzer
von Anton Diabelli" op. 120, kurz: die Diabelli-Variationen. Was aber
packte Beethoven an dem simplen Thema derart, daß er daraus diesen grandiosen
Variationenzyklus förmlich "herausmeißelte"? Die Entschlüsselung
dieses Rätsels ist - knapp 200 Jahre später - für die Musikwissenschaftlerin
Dr. Katherine Brandt zur Obsession geworden. Vor ihrem sich abzeichnenden
Lebensende will sie diesen musikalischen Kriminalfall noch lösen, doch die
Zeit, die sie nicht nur braucht, um ihre Forschungen zu Ende zu führen, sondern
auch um mit ihrer Tochter ins Reine zu kommen, wird immer knapper ... Auf zwei
Zeitebenen verfolgen wir, wie Katherines wissenschaftliche Arbeit
voranschreitet, Beethovens Komposition Gestalt annimmt und wie sich
Schicksalsgemeinschaften formen, die die beiden durch Freude, Schmerz, Abschied
und Neubeginn begleiten. Im März 2009 feierte das Stück
am New Yorker Broadway im Eugene O’Neill Theater seine Uraufführung. Dort
spielte Jane Fond die Rolle der Katherine Brandt. „...
das interessanteste Motiv entfaltet sich eher nebenbei. Wann immer Gallinowski
seine Perücke absetzt, spielt er als Zweitrolle Anton Schindler, den
bedingungslos ergebenen Sekretär Beethovens – plötzlich sehr konzentriert, sehr
undurchdringlich. Da wird auf einmal die Tragik derer spürbar, die des Künstlers
Nähe suchen und sich mit einem Leben als Satellit begnügen“,
urteilt Patrick Wildermann in DER TAGESSPIEGEL. Und Ulrike Browczyk schreibt in
der BERLINER MORGENPOST: „Zwei besessene
Workaholics, die kurz vor ihrem Tod noch einmal alles aufbieten für ihre letzte
Aufgabe, im ständigen Nahkampf mit ihrer Umgebung, versprechen eigentlich einen
eher bedrückenden Theaterabend. Im Renaissance-Theater ist Regisseur Torsten
Fischer mit der deutschsprachigen Erstaufführung von Moisés Kaufmans
Broadway-Erfolg "33 Variationen" dennoch eine Tragikomödie mit vielen
witzigen Momenten gelungen, die zum Ende hin sehr berührt. Vor allem ein
Verdienst des überragenden Schauspiel-Ensembles. Denn der Kraftakt, mit dem die
beiden Zeitebenen und die einzelnen Handlungsstränge auf, vor, hinter und über
der Bühne miteinander verbunden werden, ist manches Mal deutlich zu spüren. Das
Spiel selbst bleibt jedoch stets mühelos, ebenso wie die Live-Interpretationen
der Variationen von SooJin Anjou am Flügel.“ Mehr als 50 Jahre
sind die Kulturabteilung der Bayer AG in Leverkusen und das Renaissance-Theater
Berlin mittlerweile schon Partner. Mit schöner Regelmäßigkeit gastieren 2-3 Mal
im Jahr unsere Produktionen in Leverkusen. Nun konnten wir mit 33 VARIATIONEN
erstmalig als Koproduzenten gemeinsam Premiere feiern. Die Premiere eines Gastspiels
der Komödie im Bayerischen Hof München folgt
am 4.
Februar 2010. Auf dem Programm steht die Uraufführung der Krankenhaussatire und
romantischen Liebeskomödie DOPPELZIMMER von Stella Muller mit Heiner
Lauterbach, Christoph M. Ohrt, Philipp Danne, Dana Golombek, Juliane Trimper,
Vladimir Weigl. Unter der Regie von Pascal Breuer, auf einer Bühne von Thomas
Pekny und in Kostümen von Christl
Stützinger zeigt das Ensemble, daß es keine noch so harmlose Krankheit gibt,
die nicht bei Hinzuziehung eines Arztes lebensgefährlich werden könnte. Dieser Überzeugung ist zumindest Professor Meinunger, Leiter einer Privatklinik des Schneyderschen Krankenhauskonzerns. Deren Belegschaft ist dieser Tage in ständiger Alarmbereitschaft, denn man munkelt: Der Erbe des Unternehmens geht um – als Kassenpatient getarnt! Als „Undercover Agent“ streift er unerkannt durch die heiligen Hallen seines verstorbenen Vaters. Dabei prüft er auf recht eigenwillige Art seine Mitmenschen auf Herz und Nieren, denn er ist Headhunter in eigener Sache: Ein geeigneter Vorstandsvorsitzenden muß für das Klinikunternehmen gefunden werden. Eine völlig überflüssige Suche, lautet die Diagnose von Professor Meinunger – denn natürlich ist niemand für diesen Chefposten geeigneter als er selbst! Um auch Schneyder Junior rasch auf diese Selbstverständlichkeit aufmerksam machen zu können, gilt es allerdings, diesen erst einmal in der Patientenschar zu identifizieren. Es entspinnt sich ein Detektivspiel, das jedoch immer mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Schnell entwickelt sich eine temporeiche Geschichte mit bissigem Witz über den erbitterten Kampf um Macht, Liebe, und – wie könnte es anders sein – eine folgenschwere Verwechslung. Als erste Uraufführung im
Rahmen der Kooperation mit unserem Partner Bayer Kultur feierte LA VITA NOVA –
eine Performance für Schauspieler, Sopran und Live-Musik – von Dante Alighieri,
übersetzt und für die Bühne bearbeitet von Tilo Prückner und Fred Berndt sowie
der Musik von Uri Rom, ihre Leverkusener Premiere am 14. März 2010, im Erholungshaus Leverkusen. Gerade sechs
Tage danach, am 20. März 2010, fand die Berliner Premiere im
Renaissance-Theater Berlin statt. Mit dieser Produktion entstand unter der
Regie von Fred Berndt, der auch für die Bühne verantwortlich zeichnete, mit
Janet Williams (Sopran) und
Tilo Prückner als Dante nach der
Zusammenarbeit bei 33 VARIATIONEN weiterer
Baustein der Kulturachse Brlin-Leverkusen. Im Jahr 1293 beendet Dante
Alighieri sein Jugendwerk. LA VITA NOVA, eine Erzählung, die durch eine
Sammlung von Sonetten, Kanzonen und Balladen, die durch eine erzählerische
Rahmenhandlung ergänzt wird. Im Alter von neun Jahren begegnet Dante der
gleichaltrigen Beatrice und verliebt sich in sie. Von diesem Moment an
beherrscht Beatrice sein Herz, seinen Verstand und erneuert so sein gesamtes
Leben und literarisches Werk. Der Dichter erlebt durch seine Angebetete
Höhepunkte von Euphorie und existenzielle Niederlagen von tiefer Verzweiflung
bis hin zu Wahnvorstellungen, aber alle emotionalen Momente dienen ihm
letztlich als Material seines schriftstellerischen Prozesses. In der NEUEN MUSIKZEITUNG
würdigte der Rezensent den Komponisten Uri Rom und seine Musiker Anne Dessus
Williams (Harfe), Yodfat Miron (Viola), Simon Böckenhoff (Oboe, Oboe d’amore,
Englischhorn), Christian Vogel (Klarinette, Bassklarinette, Saxophon, Flöte,
Piccolo) und André Bayer (Gitarre, E-Gitarre): „Mit seinem Debüt als Bühnenkomponist zeigt Uri Rom, wie er
kompositorisch mit den Stilen von Renaissance bis Moderne zu spielen versteht,
und wie er, ohne den großen Bogen aus den Augen zu verlieren, für eine eigene
Note sorgt.“ Es folgte eine weitere
Koproduktion. Diesmal waren die Ruhrfestspiele Recklinghausen, das Théâtre National du
Luxembourg und das Grand Théâtre de Luxembourg unser Partner: WAS IHR WOLLT von William
Shakespeare in einer Bearbeitung von Gerhard Ahrens und Armin Holz, unter der
Regie von Armin Holz, Bühne und Kostüme von Armin Holz und Matthias Weischer,
mit Musik von Lisa Bassenge und Licht von Benedict Neuenfels feierte am 29. Mai
2010 im Rahmen der Ruhrfestspiele in Marl und am 12. Juni 2010 im
Renaissane-Theater Berlin seine Premiere. Irgendwo in der Nähe eines
Strandes. Dolce Vita in mediterranem
Klima. Ein
Herzog, der sich gepflegt langweilt. Eine blaublütige Nachbarin, die sich in
Luxus badet. Ein eitler Majordomus, der heimlich in seine Herrin verliebt ist.
Eine Hausangestellte, die gerne lacht und noch lieber intrigiert. Zwei adelige
Schmarotzer, die nicht gehen wollen. Ein Narr, der singt und eine gestrandete
Jungfrau, die zum glücklichen Ende einen Zwillingsbruder präsentieren kann. Und
Shakespeare reicht eine solche Personage, um eine wunderleichte poetische
Komödie zu zaubern, die nichts anderes im Sinn hat, als den Zuschauer zu
vergnügen. „Mein
WAS IHR WOLLT war immer eine Reise in die Vergangenheit. Ich habe die Figuren
immer alt gesehen: sehr kostbar, sehr delikat. Das Stück spielt auf einem
schmalen Grat zwischen absoluter Raffinesse und totaler Naivität. Kinder haben
die Naivität und große Schauspieler haben die Raffinesse, sind aber durch ihre
Erfahrung fähig, diese Naivität wieder herstellen zu können. Das ist der Punkt
der mich daran interessiert“, beschreibt der Regisseur Armin
Holz die Arbeit am Stück. Insofern ist die Besetzung mit Markus Boysen, Hans
Diehl, Vadim Glowna, Gitte Haenning, Dieter Laser, Ilse Ritter, Angela Schmid
und Elisabeth Trissenaar Programm: ein Stück Theatergeschichte und zugleich ein
Zeugnis lebendiger Gegenwart. Das Presseecho war gespalten:
Die überregionalen Zeitungen, darunter DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, DIE WELT und
die FRANKFURTER RUNDSCHAU jubelten und sprachen von „einem Solitär der Theaterkunst“ bzw. „einer Aufführung, wie sie in der Theaterlandschaft einzigartig
dasteht.“ Dem entgegen argumentierten die regionalen Kritiker eher negativ
in Bezug auf Regie, Bühne und Kostüme, lobten aber ausnahmslos die
Schauspieler. Dem „Repertoire-Gedanken“ folgend setzen wir auch im
weiteren Verlauf der Spielzeit 2019/ 2010, mit Ausnahme von DOPPELZIMMER und
WAS IHR WOLLT, bereits im Spielplan etablierte Wiederaufnahmen in kürzeren,
unter Umständen aber regelmäßigen, Serien an. So waren EWIG JUNG und MARLENE
praktisch die ganze Spielzeit über im Programm zu finden. Unser Klassiker
„KUNST“ von Yasmina Reza mit Udo Samel, Peter Simonischek und Gerd Wameling
konnte einmal mehr sein Berliner Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißen.
Und auch Désirée Nick als Florence Foster Jenkins, diesmal mit Christoph
Schobesberger als ihr Pianist Cosme McMoon, konnte in Stephen Temperleys
SOUVENIR mehrfach begeistern. Ebenso Harald Dietl, Jörg Pleva und Jürgen
Thormann, die in Torsten Fischers Inszenierung von Gerald Sibleyras‘ WIND IN
DEN PAPPELN im April 2010 für sechs Vorstellungen auf die Bühne unseres
Theaters zurückkehrten. Aber nun zu unseren „kleineren“
Unternehmungen: Neben den Eigenproduktionen, Koproduktionen und Gastspielen
wurden auch unsere literarischen Abende unter dem Titel LITERARISCHE STREIFZÜGE
weiter gepflegt. So waren Elke Heidenreich, Marion Gaedicke, Maybritt Illner
sowie Sky Dumont und seine Gattin Mirja Gast in unserem Theater. Die BERLINER
LEKTIONEN präsentierten in dieser Spielzeit Peter Bieri, Shirin Ebadi, Raoul
Schrott, Hans Meyer und Moritz Rinke und Olaffur Eliasson. Auch auf unserer kleinen Bühne
im Bruckner-Foyer wurde die gesamte Spielzeit über mit schöner Regelmäßigkeit
Theater gespielt. Fast entwickelte sich ein Parallel-Spielplan, so zahlreich
und vielschichtig war das Angebot. Neben den „Klassikern“ DAS KUNSTSEIDENE
MÄDCHEN von Irmgard Keun/ Gottfried Greiffenhagen mit Katherina Lange und
Nikolai Orloff am Klavier, dem Ringelnatz-Abend UND AUF EINMAL STEHT ES NEBEN
DIR ... mit Hans Diehl und Christian Gerber am Akkordeon sowie dem Mascha
Kaléko-Abend DU HÖRTEST MEIN GRAS WACHSEN mit der Schauspielerin und
Mezzosopranistin Regine Gebhardt und Olaf Taube am Vibraphon und dem
Balladenabend WO IMMER DIE WELT AM SCHÖNSTEN WAR mit Jürgen Thormann und
Nikolai Orloff am Klavier, können wir auf sieben Premieren zurückschauen: Am 18. September 2009 startete der Premierenreigen mit DES KNABEN WUNDERHORN mit Frank-Thomas Mende und Nikolai Orloff am Klavier. Bis heute sind viele der Lieder aus dem Wunderhornvon Achim von Arnim und Clemens Brentano geläufig, so Guten Abend, gute Nacht, Da oben auf dem Berge, Die Gedanken sind frei und viele andere mehr. Daß Redewendungen wie Nachtigall ick hör dir trapsen ausDes Knaben Wunderhorn bis in die heutige Zeit erhalten geblieben sind, unterstreicht die nachhaltige Bedeutung dieses Meisterwerks. Am 22. November folgte Friedrich Schoenfelder mit seiner Lesung BEGEGNUNGEN UND ABSCHIEDE, in Briefen an Freunde erinnert, die schon gegangen sind – darunter Harald Juhnke, Marikka Röck, Helmut Zacharias, Ephraim Kishon, Paul Bildt und Gustav Knuth. Anläßlich seines 150.
Geburtstages erinnern David Bennent und Nikolai Orloff (Klavier) am 29. Januar
2010 an den großen Literaten Anton Tschechow. Unter dem Titel GESPRÄCH EINES
BETRUNKENEN MIT EINEM NÜCHTERNEN TEUFEL feiert der Tschechow-Abend Premiere und
die Rezensentin der BERLINER MORGENPOST schreibt: „Die Stimmung für eine Lesung könnte kaum trefflicher sein ... Bennents
einfühlsame Interpretation zeigt, wie zeitlos Tschechows entlarvende, nicht
immer bloß lustige und nie böse Charakterzeichnungen sind.“ Im Oktober 1963 feierte Denis
Diderots RAMEAUS NEFFE, eines der großen Stücke der Weltliteratur, unter der
Regie von Prof. Kurt Raeck mit O. E.
Hasse und Alfred Schieske am Renaissance-Theater seine deutschsprachige
Erstaufführung. Fast 40 Jahre sind seitdem vergangen und doch hat der Text bis
heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Am 6. März feiert RAMEAUS NEFFE
in der Übersetzung von Johann Wolfgang von Goethemit Mathias Mertens und Daniel Minetti unter der Regie von Helfried Schöbel als Gastspiel des Dresdner
Hoftheaters seine umjubelte Premiere. Auch Hans-Jürgen Schatz
begeistert seit dem 13. März 2010 im Bruckner-Foyer mit seiner
Erich-Kästner-Lesung EIN QUERSCHNITT
DURCH DIE „GEBRAUCHSLYRIK“ FÜR ERWACHSENE sein Publikum. 2010, zur Feier des 200.
Geburtstags Robert Schumanns, der am 8. Juni 1810 in Zwickau zur Welt gekommen
ist, wird weltweit ein besonderer Fokus auf den Komponisten und seine Musik
gerichtet. Mit SEIN BILDNIS WUNDERSELIG würdigt das Renaissance-Theater Berlin
diesen großartigen Künstler. Clara Schumann und die Erinnerung an ihren Mann
Robert Schumann stehen in diesem Stück von Nina Omilian im Zentrum des
Theaterabends. Wir treffen Clara Schumann, gespielt von Nadine Schori, in einer
Situation des inneren wie äußeren Aufbruchs. Schon ihr erster Satz: "Nun fängt ein ganz neues Leben
an" verbindet Hoffnung mit Wehmut, mit ihm soll ein Traum Wirklichkeit
werden. Umzugsvorbereitungen bringen in Clara eine Lawine ins Rollen. Sie
durchlebt Vergangenes neu, versucht Geschehenes einzuordnen, stets begleitet
von der Musik ihres Ehemannes Robert. Seine Lieder bringen Saiten in ihr zum
Schwingen. Sie beginnt, sich zu erinnern ...
Am Klavier begleitet Marian Lux die Altistin Esther Puzak. Mit GILGI - VON UNS feiert nun nach DAS KUNSTSEIDENE
MÄDCHEN am 13. April 2010 ein weiterer Text von Irmgard Keun im stimmungsvollen
Bruckner-Foyer unseres Theaters seine
Premiere. Unter der Regie von Dania Hohmann verkörperte Anneke Schwabe Gilgi.
Gilgi das Mädchen im Köln der 1920er Jahre,das ihre Stelle als Sekretärin
kündigt und von Zuhause auszieht, weil
sie sich von ihren Eltern nicht länger bevormunden lassen will. Doch auch das „weiche, zerflossene, bedenkenlose“Leben mit dem Schriftsteller Martin ist keine Alternative für sie. „Aus meinem Leben“, sagt Gilgi, „soll nicht so'n Strindberg-Drama werden“.Sie entscheidet sich zu einem radikalen Neuanfang, verlässt Freund und
angestammte Umgebung und begibt sich in den Großstadtdschungel von Berlin … Irmgard Keun gelang 1931 mit
GILGI – EINE VON UNS ein sensationelles Debüt, dem sie nur ein Jahr später DAS
KUNSTSEIDENE MÄDCHEN folgen ließ. Hans Fallada lobte den Erstling als „herrlich tapferes, junges ehrliches Buch“.
Kurt Tucholsky war hingerissen: „Eine schreibende Frau mit Humor! Hier ist ein
Talent.“ Und Erika Mann lobte: „Fast ist
es, als übersetze Irmgard Keun das Leben in Literatur“. Auch die Reihe KAMMERMUSIK & LITERATUR mit dem Kuss Quartett und Udo Samel wurde mit einer Veranstaltung unter dem Titel TRAUMBILDER in der Saison 2009/ 2010 erfolgreich weitergeführt. Unter dem Motto: „Gestern – Heute – Morgen, ein Juwel der
Theaterbaukunst stellt sich vor. Mitarbeiter des Renaissance-Theaters führen
durch das Haus und erzählen dessen Geschichte“, machten wir am 10. April
2010 bei der 2. LANGEN NACHT DER THEATER UND OPERN in Berlin sehr erfolgreich
mit. Zwischen 19 und 24 Uhr fanden im 30 Minuten Rhythmus Führungen duch das
Theater statt. In der Spielzeit 2009/ 2010 war das
Renaissance-Theater auch außerhalb Berlins wieder präsent. Neben „KUNST“ am Wiener
Burgtheater und weiteren Bühnen Österreichs gastierten wir mit ICH MACH JA
DOCH, WAS ICH WILL an den Hamburger
Kammerspielen und waren mit der Produktion auf Tournee im deutschsprachigen
Raum. WIND IN DEN PAPPELN war im Theater im Rathaus in Essen, auf Tournee durch
den deutschsprachigen Raum und im Ernst Deutsch Theater in Hamburg zu sehen.
ALTE FREUNDE von Maria Goos spielte an den Hamburger Kammerspielen. SOUVENIR
war unterwegs auf Tournee durch den deutschsprachigen Raum, hatte Gastspiele in
Südtirol, am Theater in der Josefstadt in Wien, am St. Pauli Theater in
Hamburg, am Theater an der Kö in Düsseldorf und am Erholungshaus von Bayer
Kultur in Leverkusen. MARLENE – last but not least – war einmal mehr am Ernst
Deutsch Theater in Hamburg zu Gast. |