Mit seiner verrückten Back-Stage Komödie "Der nackte Wahnsinn" hatte der englische Dramatiker Michael Frayn vor Jahren auf Anhieb die Bühnen rund um den Globus erobert. Als er sich an ein schwieriges Thema wagte und 1998 das Stück "Kopenhagen" der Öffentlichkeit vorstellte, wollte die britische Kritik kaum glauben, daß es vom gleichen Autor stammte. Auf Anhieb gewann er mit "Kopenhagen" in London, Paris und New York den Preis für das beste Stück des Jahres und die Presse war sich einig: Frayn hatte damit das wichtigste neue, britische Theaterstück geschrieben.
Die beiden Nobelpreisträger Werner Heisenberg und Niels Bohr bildeten in den 20er Jahren ein ideales Forscherteam und revolutionierten das physikalische Weltbild. Sie waren mehr als Kollegen, sie waren Freunde. Daß sie sich jedoch im Herbst 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg, in Kopenhagen trafen, beschäftigt noch heute die Historiker. Die ungeklärte und dringliche Frage, warum Heisenberg in das bereits von den Nationalsozialisten okkupierten Dänemark reiste, bleibt bis heute unbeantwortet. So viel steht jedoch fest: Es ging um die Atombombe. Heisenberg und Bohr äußerten sich nach dem zweiten Weltkrieg sehr vage über das Zerwürfnis bei Heisenbergs Besuch. Die Biographen lieferten Varianten, und der Dramatiker Frayn spielt mit ihnen. Frayn stellt Fragen und gibt Antworten, aber keine Lösungen. Klug und einfallsreich kreist Frayns Stück um die Probleme der Ethik des Wissenschaftlers. Geschickt bindet es Bohrs Frau Margrethe in die Gespräche zwischen den beiden Forschern ein. Sie ist sozusagen die Vertreterin des Alltagsverstandes, die mit ihrer Forderung nach „einer einfachen Sprache“ das Duell der Kontrahenten Bohr und Heisenberg mit klug-lakonischen Anmerkungen versieht.
Die Veröffentlichung von Niels Bohrs Briefentwürfen an Heisenberg entfachte Anfang dieses Jahres eine Debatte in den Medien. Doch auch die neuen Dokumente führten zu keiner Aufklärung des Rätsels.
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