„Sie dichtete ihr Leben, und sie lebte ihre Dichtung“
so schrieb Marcel Reich-Ranicki über Mascha Kaléko. Nun erscheint 36 Jahre nach dem Tod der großen Lyrikerin - im Renaissance-Theater Berlin vorgestellt von der Schauspielerin Maria Schrader - die
erste kommentierte Gesamtausgabe der Werke und Briefe.
Im ersten Band werden streng chronologisch ihre Werke
dargeboten. Besonders interessant sind die bisher noch nicht publizierten Werke
aus dem Nachlass, Zeitungsveröffentlichungen, die heute nicht mehr zugänglich
sind, sowie die Originalfassung des im Exil entstandenen Bandes „Verse für
Zeitgenossen“, der in seiner ursprünglichen Form in Deutschland nie
veröffentlicht wurde.
Die zweibändige Edition der Briefe ist das Glanzstück dieser
ersten Gesamtausgabe: Die etwa 1250 Briefe stellen ein einzigartiges
authentisches Zeitdokument dar. Erstmals erhält man neue, ungefilterte
Einblicke in das Leben und Werk der Autorin: Mit Schriftstellerkolleginnen und
-kollegen findet über Jahrzehnte ein reger intellektueller Austausch statt, die private
Korrespondenz eröffnet einen Blick auf das Leben der Dichterin als Ehefrau,
Mutter und Freundin. In den Briefen an ihren Mann Chemjo Vinaver, die sie 1956
während ihrer ersten Deutschlandreise nach dem Krieg schreibt, sind ihr
Wiedersehen mit der alten Heimat und ihre Auseinandersetzung mit dem
Nationalsozialismus eindrucksvoll dokumentiert. Auch sprachlich stellt die
Korrespondenz der Dichterin eine Besonderheit dar: Die Vermischung ihrer
deutschen Muttersprache mit Exilenglisch sowie jiddischen und hebräischen
Ausdrücken zeigt auf eindrucksvolle Weise die Zerrissenheit Mascha Kalékos, die
sie mit so vielen Exilanten teilte. In einem umfangreichen Anhang mit
Kommentar, Zeittafel, Register und Nachwort sind die Werke und Briefe erstmals
gründlich erschlossen. Alle fremdsprachigen Textstellen sind im Original und in
Übersetzung enthalten.
Volker Weidermann (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) im Gepräch mit der Herausgeberin Jutta Rosenkranz. Eine gemeinsame Veranstaltung des Deutschen Taschenbuch Verlags, der Jüdischen VHS Berlin und des Renaissance-Theaters Berlin.
Eintritt: 14 € / ermäßigt 10 €
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